Holländische Momente

Italienische Momente, die meisten von uns wissen, was das ist.

Schließlich kaufen wir uns ja, von der nimmermüden Werbung inspiriert, italienischen Kaffee für unsere Caffettiera, verwöhnen uns mit einem hinreißenden italienischen Eisbecher bei Marcello nebenan, stehen am Herd für Spaghetti Bolognese alla Nonna und krönen den erfolgreichen Geschäftsabschluss mit einem Gläschen Prosecco oder gar einem Grappa Vecchia.

 

Die wirklich Begeisterten verbringen viele Stunden ihres Lebens hinter dem Steuer eines Cinquecento (Fiat 500), egal welchen Jahrgangs, trällern Eros Ramazotti, zeigen stolz ihre Bilder vom letzten Urlaub am Gardasee und der ein oder andere besucht auch einen Kurs in der Volkshochsschule Italienisch für Sie. Nicht ganz so begabte, aber in die Sprache verliebte, lassen sich, wie ich, bei der Logopädin noch das italienissche RRRReee schleifen.

Das nun schon seit Jahrzehnten und mit nicht enden wollender Begeisterung.

 

Aber was in mit den holländischen Momenten?

Ich hatte gerade so einen, als ich mit meinem Kaffee und einem gebutterten Rosinenbrot, durch die leuchtend roten Geranien auf meinem Fensterbrett in den leisen nicht enden wollenden Mairegen schaute. Während ich mein Brot noch mit einem ordentlichen Klacks Cranberrymarmelade versüßte, war ich schwupps in unserem letzten Urlaub auf der westfriesischen Insel Terschelling (Terssrrellling).

 

Die wohlige Wärme des heißen Kaffees und meine Augen, die durch den Regen spazierten und ich war in Holland. Eigentlich müsste ich sagen, ich fühlte mich wie in den Niederlanden, aber wir Grenznahen, die wir in weniger als einer Stunde das Nachbarland erreicht haben, wir fahren und sehnen uns von Zeit zu Zeit nach Holland.

 

Keine Esskultur wie in Italien, aber Heimeligkeit in der Ferienwohnung oder auch im Gespräch mit der netten Nachbarin dort, die besser Deutsch spricht, als wir ihre Sprache jemals sprechen werden. Lange Spaziergänge durch die Dünen oder Fahrradtouren, bei denen wir die Gangschaltung schlafen lassen können, weil es kaum Höhenunterschiede gibt. Der etwas schärfere Wind, der ein heldenhaftes Gefühl vermittelt, wenn wir gegen ihn anmarschieren oder -strampeln. Der Bessemgenever für die weniger harten und der Echte Genever für alle anderen, der uns anschließend aufwärmt. Schokohagel, Kaernemelk, Vla und Gouda finden wir schon lange in unseren heimischen Supermarktregalen, aber die holländischen Momente brauchen eben den Nieselregen und die Rosinenbrötchen dazu und das alles bei wohliger Wärme am Küchentisch, der wo-auch-immer stehen darf.

 

 

 

Annette Doppke
Texterin

 

 

 

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